Essstörungen

Die Symptome einer Essstörung können erheblich den Alltag beeinträchtigen bis hin zu einer lebens-bedrohlichen Situation führen. Die unten genannten Symptome der Essstörungen sollen nur einen groben Überblick über die möglichen Symptome und die Behandlung geben.

 

Anorexia Nervosa

Die Anorexia nervosa ist eine Essstörung, die durch restriktives Essverhalten, (extremes) Untergewicht und eine verzerrte Körperwahrnehmung (Körperschemastörung) gekennzeichnet ist.

  1. Emotionale Symptome:
    • Intensive Angst vor Gewichtszunahme oder davor, dick zu werden
    • Geringes Selbstwertgefühl, das stark vom Körpergewicht und der Figur beeinflusst wird
  2. Kognitive Symptome:
    • Ggf. Verleugnung des Ernstes des geringen Körpergewichts
    • Verzerrte Wahrnehmung der eigenen Körperform oder des Körpergewichts
  3. Körperliche Symptome:
    • Starkes Untergewicht im Vergleich zu altersgemäßen Normen
    • Ausbleiben der Menstruation bei Frauen (Amenorrhoe)
    • Müdigkeit, Schwindel und Ohnmacht
    • Kalte Hände und Füße, Haarausfall oder brüchige Nägel
    • Gelbliche Haut, feine Körperbehaarung (Lanugo)
  4. Verhaltenssymptome:
    • Restriktives Essverhalten, z.B. sehr geringe Nahrungsaufnahme
    • Exzessives Training
    • Ritualisierte Essgewohnheiten oder extreme Diäten
    • Vermeidung von Mahlzeiten und gesellschaftlichen Zusammenkünften, bei denen Essen im Mittelpunkt steht
 

Bulimia Nervosa

Die Bulimia nervosa ist eine Essstörung, die durch wiederkehrende Essanfälle und unangemessene kompensatorische Maßnahmen gekennzeichnet ist.

  1. Emotionale Symptome:
    • Starke Scham- oder Schuldgefühle nach Essanfällen
    • Besorgnis über Gewicht und Körperform
  2. Kognitive Symptome:
    • Übermäßige Beschäftigung mit Nahrung, Essen und Körpergewicht
    • Negative Gedankenschleifen
  3. Körperliche Symptome:
    • Schwankungen im Körpergewicht
    • Entzündungen im Hals oder Speiseröhrenreizungen (aufgrund von Erbrechen)
    • Zahnerosion und Karies (durch Magensäure beim Erbrechen)
    • Magen-Darm-Probleme wie Blähungen oder Verstopfung
  4. Verhaltenssymptome:
    • Wiederkehrende Essanfälle, bei denen große Mengen Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden
    • Unangemessene kompensatorische Maßnahmen wie selbstinduziertes Erbrechen, übermäßige Bewegung, Missbrauch von Abführmitteln oder Diuretika
    • Heimliches Essen oder das Verschwinden von großen Mengen Nahrung
 

Binge Eating Störung

Die Binge Eating Störung ist durch wiederkehrende Episoden von Essanfällen ohne kompensatorische Maßnahmen gekennzeichnet.

  1. Emotionale Symptome:
    • Gefühl von Kontrollverlust während der Essanfälle
    • Starke Schuld- oder Schamgefühle nach den Essanfällen
  2. Kognitive Symptome:
    • Intensive Beschäftigung mit Nahrung und Essen
    • Negative Gedanken über sich selbst und das eigene Essverhalten
  3. Körperliche Symptome:
    • Übergewicht oder Adipositas (in vielen Fällen, aber nicht immer)
    • Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl oder Blähungen
  4. Verhaltenssymptome:
    • Wiederkehrende Episoden von Essanfällen, bei denen große Mengen Nahrung in kurzer Zeit konsumiert werden
    • Essen, auch wenn man nicht hungrig ist
    • Heimliches Essen oder das Verbergen der Nahrungsmittelmeng
 
 

Behandlung von Essstörungen in der Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine wirksame Methode zur Behandlung von Essstörungen. Der Behandlungsprozess umfasst mehrere Schritte:

  1. Psychoedukation:
    • Aufklärung über die Essstörung, ihre Ursachen und Auswirkungen
    • Verständnis der psychologischen und physiologischen Mechanismen
  2. Kognitive Umstrukturierung:
    • Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Überzeugungen bezüglich Nahrung, Gewicht und Körperbild
    • Entwicklung realistischerer und gesünderer Denkmuster
  3. Verhaltensmodifikation:
    • Etablierung regelmäßiger Essgewohnheiten und Essenszeiten
    • Einführung von gesunden Ernährungsgewohnheiten
    • Reduktion und letztliche Eliminierung von kompensatorischen Verhaltensweisen
  4. Expositions- und Reaktionsverhinderung (ERP):
    • Anwendung, um die Reaktion auf Essanfälle zu verhindern und gesunde Alternativen zu entwickeln
  5. Verhaltensaktivierung:
    • Förderung von Aktivitäten, die positive Emotionen und Selbstwertgefühl stärken
    • Abbau von Vermeidungsverhalten
  6. Angstbewältigungsstrategien:
    • Techniken zur Reduktion von Angst und Anspannung, z.B. durch Achtsamkeitsübungen oder Entspannungstechniken
  7. Soziale Unterstützung und Therapieeinbindung:
    • Einbeziehung von Familie und Freunden in den Therapieprozess
    • Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder anderen unterstützenden Gemeinschaften
  8. Rückfallprävention:
    • Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von Rückfällen und Bewältigung zukünftiger Herausforderungen
    • Stärkung der erlernten Techniken und Verhaltensweisen zur langfristigen Aufrechterhaltung der Fortschritte
 

Die Behandlung von Essstörungen erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der medizinische, psychologische und ernährungswissenschaftliche Fachkräfte einbezieht. Die individuelle Anpassung der Therapie an die Bedürfnisse des/der Patienten*in ist entscheidend für den Behandlungserfolg.